Bei mir biste scheen

So klein und dünn wie ich war sonst keiner, und so naiv in der Klasse nicht einer.

Die andern Jungs in der Klasse waren kräftig und laut und hatten schon jede Woche `ne Braut.

Ich war`n Knirps mit Locken und Beene und dachte, Hauptsache det ick nich weene,

aus mir wird nie wat, hab ich so oft gedacht.

 

Doch die Mama hat gelacht. Bei mir biste scheen, die det nich sehn,

die werd`n  eines Tages Schlange stehn.

Und wat de heut nich hast, und wat dir heut nicht paßt,

det kieg`n wa hin, min Jung, ab morjen früh.

Bei mir biste scheen, dir lass ick so gehn,

ich habe was Schönres nie je sehn.

 

Ich wuchs zwar später ooch nich ins Breite, und stand trotzdem nich mehr an der Seite.

Wir warn so jung und so herrlich verrückt und hatten auch Sorjen und`n  ersten Konflikt.

Mann, ham wa tief jelitten, uns heiß vertragen und noch heißer gestritten.

Ich hab bei dir natürlich viel falsch gemacht, aba du hast bloß jelacht.

 

Bei mir biste scheen, dir lass ick nich jehn,

mir könnte keeen andrer so verstehn. Und wat de heut nicht hast,

und wat mir heut nicht passt, det krieg`n wa hin, mein Schatz bis morjen früh.

Bei mir biste scheen, dir lass ick nicht jehn, mir könnt kein andrer so verstehn.

 

Man wird erwachsen und läßt seine faxen, man kommt zur Ruhe und

läßt sein Getue, dann ist man wer und macht schon was her, und dieses und das,

fällt`s einem auch schwer. Und komm ich Mitternacht knülle nach Hause,

und mach vor`m Spiegel erschrocken `ne Pause, denn möcht`

ich aussehn wie keener aussehen kann, und ick lach mir trotzdem an.

 

Bei mir biste scheen, die , die det nich sehn, mit die würde ich sowieso nich jehn.

Und wat de heut nich hast, und wat de heut nicht passt, det krieg`n wa hin, min Jung,

ab morjen früh. Bei mir biste scheen, oooch abends nach zehn, ick habe wat Schönret nie

jesehn .