Antonin artaud Songtext
magnifizenz,
in der engen zisterne, die sie "denken" nennen, verfault der strahlende geist wie stroh.
genug der sprachspiele, der fertigkeiten mit der syntax, des jonglierens mit den formeln, jetzt gilt es, das große gesetz des herzens zu finden, das gesetz, das kein gesetz ist, sondern ein wegweiser für den geist, der in seinem labyrinth verloren ist.
weiter als das, was die wissenschaft jemals wird berühren können, dort, wo die strahlenbündel der vernunft sich an den wolken brechen, existiert dieses labyrinth, zentraler punkt, in dem alle kräfte des seins, die allerletzten gewebe des geistes zusammenlaufen.
in diesem gewirr eines sich bewegenden und dauernd verschobenen mauerwerkes, außerhalb aller bekannten formen des denkens, bewegt sich unser geist, seine geheimsten und spontansten bewegungen belauschend, jene, die den charakter einer offenbarung haben, diesen hauch, als wären sie anderswo hergekommen, vom himmel herabgefallen.
aber das geschlecht der propheten ist erloschen. europa kristallisiert sich, mumifiziert sich langsam unter den bändern seiner gesetze, seiner fabriken, seiner gerichte, seiner universitäten.
der erstarrte geist knarrt zwischen den mineralischen dielen, die sich über ihm schließen. schuld daran sind eure verschimmelten systeme, eure logik, nämlich daß zwei mal zwei vier ergeben.
schuld daran seid ihr, rektoren, die ihr im netz syllogismen gefangen seid.
ihr erzeugt ingenieure, beamte, ärzte, denen die wirklichen geheimnisse des körpers entgehen, die kosmischen gesetze des seins, ihr erzeugt falsche gelehrte, blind im außerirdischen, philosophen, die sich anmaßen, den geist wiederherzustellen.
der kleine akt spontaner schöpfung ist eine komplexe welt und viel aufschlußreicher als irgendeine metaphysik.
laßt uns also in ruhe, meine herren, ihr seid nur ursurpatoren.
mit welchem recht gebt ihr vor, den intellekt in bahnen zu lenken, diplome des geistes auszuteilen?
ihr wisst nichts über den geist, ihr kennt nicht seine verborgensten und wesentlichen verästelungen, diese fossilen abdrücke, die unseren eigenen quellen so nahe sind, diese spuren, die aufzunehmen in den dunkelsten ablagerungen unserer hirne uns bisweilen gelingt.
gerade im namen eurer logik, laßt euch sagen: das leben stinkt, meine herren. betrachtet für einen augenblick eure gesichter, seht euch eure produkte an. durch das sieb eurer diplome geht eine kraftlose, verlorene jugend. die plage einer welt seid ihr, meine herren, und das ist um so besser für diese welt, aber sie möge sich etwas weniger als haupt der menschheit fühlen. (antonin artaud)
in der engen zisterne, die sie "denken" nennen, verfault der strahlende geist wie stroh.
genug der sprachspiele, der fertigkeiten mit der syntax, des jonglierens mit den formeln, jetzt gilt es, das große gesetz des herzens zu finden, das gesetz, das kein gesetz ist, sondern ein wegweiser für den geist, der in seinem labyrinth verloren ist.
weiter als das, was die wissenschaft jemals wird berühren können, dort, wo die strahlenbündel der vernunft sich an den wolken brechen, existiert dieses labyrinth, zentraler punkt, in dem alle kräfte des seins, die allerletzten gewebe des geistes zusammenlaufen.
in diesem gewirr eines sich bewegenden und dauernd verschobenen mauerwerkes, außerhalb aller bekannten formen des denkens, bewegt sich unser geist, seine geheimsten und spontansten bewegungen belauschend, jene, die den charakter einer offenbarung haben, diesen hauch, als wären sie anderswo hergekommen, vom himmel herabgefallen.
aber das geschlecht der propheten ist erloschen. europa kristallisiert sich, mumifiziert sich langsam unter den bändern seiner gesetze, seiner fabriken, seiner gerichte, seiner universitäten.
der erstarrte geist knarrt zwischen den mineralischen dielen, die sich über ihm schließen. schuld daran sind eure verschimmelten systeme, eure logik, nämlich daß zwei mal zwei vier ergeben.
schuld daran seid ihr, rektoren, die ihr im netz syllogismen gefangen seid.
ihr erzeugt ingenieure, beamte, ärzte, denen die wirklichen geheimnisse des körpers entgehen, die kosmischen gesetze des seins, ihr erzeugt falsche gelehrte, blind im außerirdischen, philosophen, die sich anmaßen, den geist wiederherzustellen.
der kleine akt spontaner schöpfung ist eine komplexe welt und viel aufschlußreicher als irgendeine metaphysik.
laßt uns also in ruhe, meine herren, ihr seid nur ursurpatoren.
mit welchem recht gebt ihr vor, den intellekt in bahnen zu lenken, diplome des geistes auszuteilen?
ihr wisst nichts über den geist, ihr kennt nicht seine verborgensten und wesentlichen verästelungen, diese fossilen abdrücke, die unseren eigenen quellen so nahe sind, diese spuren, die aufzunehmen in den dunkelsten ablagerungen unserer hirne uns bisweilen gelingt.
gerade im namen eurer logik, laßt euch sagen: das leben stinkt, meine herren. betrachtet für einen augenblick eure gesichter, seht euch eure produkte an. durch das sieb eurer diplome geht eine kraftlose, verlorene jugend. die plage einer welt seid ihr, meine herren, und das ist um so besser für diese welt, aber sie möge sich etwas weniger als haupt der menschheit fühlen. (antonin artaud)