David Lynch Biographie Biographie

David Keith Lynch ist ein US-amerikanischer Künstler, der zugleich als Regisseur, Produzent, Drehbuchautor, Schauspieler, Maler, Fotograf und Komponist arbeitet.
Bekanntheit erlangte Lynch vor allem durch seine Filme, die sich den Genres surrealistischer Film, Thriller, Horrorfilm und Film noir zuordnen lassen. Lynchs alptraumhafte, surrealistische Bilder und das bedrohliche, minutiöse Sounddesign sind die bestimmenden stilistischen Elemente. Alpträume, fremde Welten, Metamorphosen, Voyeurismus und das Unterbewusstsein sind wiederkehrende Themen in filmischen Werken wie Eraserhead (1977), Blue Velvet (1986), Twin Peaks (1990–1991), Lost Highway (1997) oder auch Mulholland Drive (2001).
Lynch bekam 1990 die Goldene Palme von Cannes für Wild at Heart – Die Geschichte von Sailor und Lula verliehen, 2006 einen Goldenen Löwen für sein Lebenswerk auf den internationalen Filmfestspielen von Venedig. Des Weiteren wurde er viermal für den Oscar nominiert. Er ist darüber hinaus Ritter und Offizier der französischen Ehrenlegion.

Die Eltern Donald Walton Lynch und Edwina Lynch (geb. Sundholm) hatten sich während ihrer Studienzeit an der Duke University im US-Bundesstaat North Carolina kennengelernt. Der Vater arbeitete als Agrarwissenschaftler für das Landwirtschaftsministerium der Vereinigten Staaten. Er war auf einer Farm im Nordwesten der USA aufgewachsen. Die Mutter stammte aus Brooklyn und gab Sprachunterricht. Später war sie Hausfrau und kümmerte sich um die Kinder.
David Keith Lynch wurde am 20. Januar 1946 in Missoula, Montana geboren. Zwei Monate später zog die Familie nach Sandpoint, Idaho. Lynchs Vater war durch seine Arbeit gezwungen, häufig die Orte zu wechseln, weshalb die Familie ein Wanderleben führte. In dem neuen Zuhause wurde Davids Bruder John geboren. Es folgte ein Umzug nach Spokane, Washington, wo seine Schwester Martha zur Welt kam, und anschließend einer nach Durham, North Carolina. In Boise, Idaho siedelte sich die Familie schließlich für eine längere Zeit an. David, der presbyterianisch erzogen wurde, besuchte dort von der 3. bis zur 8. Klasse die Schule. Zu dieser Zeit sah er auch den ersten Film, an den er sich erinnern kann: Wait till the sun shines, Nellie (1952) von Henry King. Rückblickend betrachtet meint Lynch, er habe eine glückliche Kindheit gehabt und sei wohlbehütet und in einer friedlichen Umgebung aufgewachsen: „Meine Kindheit bestand aus eleganten Einfamilienhäusern, Alleen, dem Milchmann, Burgenbauen im Garten, Flugzeuggebrumm, blauem Himmel, Gartenzäunen, grünem Gras und Kirschbäumen.“
Durch seinen Vater kam er bereits in sehr frühen Jahren mit der Natur in Kontakt. „Mein Vater machte häufig Experimente zu Baumkrankheiten und Insekten. Ihm standen riesige Wälder als Versuchsareal zur Verfügung. Dadurch kam ich mit Insekten, Krankheiten und Wachstum in einer organischen Welt in Berührung, einem Wald etwa, oder einem Garten“, so Lynch, der parallel auch einige Tiere wie Mäuse oder Frösche sezierte. Die Berührung mit dieser organischen Welt hat den jungen David tief geprägt, was sich in seinen späteren Arbeiten widerspiegelt.
1960 ließen sich die Eltern endgültig in Alexandria, Virginia nieder. Der 14-jährige Lynch wurde als Schüler der Francis C. Hammond High School Pfadfinder (Eagle Scout) und entwickelte nebenher ein Hobby: die Malerei. Trotz seines bayerischen Onkels, der als Maler in München tätig war, sah er darin keine aussichtsreiche Zukunft. Der Vater seines Schulfreunds Toby Bushnell Keeler brachte ihn schließlich auf andere Gedanken: Der professionelle Maler bot Lynch und dessen Freund Jack Fisk an, ihnen einen Raum in seinem Studio in Georgetown zu untervermieten. Die beiden nahmen an und konnten ihrer Kreativität somit freien Lauf lassen. Während dieser Zeit pendelte Lynch am Wochenende nach Washington D.C., wo er Kurse an der Corcoran School of Art belegt hatte. Es sollte schließlich ein Buch sein, das Lynch den Traum vom Künstlerdasein leben ließ: The Art Spirit von Robert Henri. Bushnell Keeler hatte ihn darauf aufmerksam gemacht. Lynch: „[…] es wurde sozusagen zu meiner Bibel, es enthielt die Regeln fürs Künstlerleben“.

Nach dem Examen an der High School 1964, beschloss er an der privaten Kunsthochschule School of the Museum of Fine Arts in Boston zu studieren. Wegen mangelnder Inspiration und „unseriösen“ Kommilitonen brach er bereits nach einem Jahr ab. Zusammen mit seinem Freund Jack Fisk reiste Lynch daraufhin nach Europa, um dort in Salzburg Student der Sommerakademie Oskar Kokoschkas zu werden. Da beiden die Stadt zu „sauber“ war, machten sie sich alsbald jedoch auf den Weg nach Paris. Von da aus ging es anschließend per Orientexpress nach Athen. Aber auch diese Stadt gefiel nicht. „Ich dachte darüber nach, dass ich 7000 Meilen vom nächsten McDonald’s entfernt war – und ich vermißte es, ich vermißte Amerika. Mir wurde klar, dass ich Amerikaner war und in Amerika leben wollte“, erinnert sich Lynch. Zurück in den USA gab es von Seiten der Eltern keine finanzielle Unterstützung mehr, weshalb Lynch gezwungen war, sich mit diversen Nebenjobs über Wasser zu halten. Er arbeitete zunächst im Architekturbüro des Onkels seines Freundes Toby, später in einem Rahmengeschäft, über dem er auch wohnen konnte. Schließlich wurde er zum Hausmeister des Geschäfts ernannt. Nach mehreren Monaten fasste er den Entschluss, weiter zu studieren: Er bewarb sich an der Pennsylvania Academy of Fine Arts in Philadelphia, wo sein Freund Jack Fisk Hochschüler war.
Nach der erfolgreichen Aufnahmeprüfung zogen Lynch und Fisk Ende 1965/Anfang 1966 nach Philadelphia in eine Wohnung in einem dortigen Industriegebiet. An der Akademie studierte Lynch zwei Jahre lang, blieb darüber hinaus aber bis 1970 in der Stadt. 1967 heiratete er Margeret (Peggy) Reavey. Sie brachte am 7. April 1968 ihre gemeinsame Tochter Jennifer Lynch zur Welt. Auf Grund von Platzmangel zog die Familie in ein Haus, das Lynch für 3.500 US-Dollar erworben hatte. Der Nachteil: Es war äußerst heruntergekommen und lag in einer sehr armen Wohngegend. Es wurde mehrmals eingebrochen und ein Mord auf offener Straße miterlebt. „Um uns herum gab es Gewalt und Haß und Dreck“, so Lynch.
Lynch wurde mit der Zeit bewusst, dass der Malerei zwei wichtige Elemente fehlten, nach denen er sich insgeheim sehnte: die Bewegung und der Ton. So entstanden in den Jahren 1967 und 1968 erste Filmversuche. Mit der Filmskulptur Six Men Getting Sick gewann Lynch 1967 ex aequo den ersten Preis eines Wettbewerbs der Pennsylvania-Akademie. Durch finanzielle Unterstützung des wohlhabenden Kommilitonen H. Barton Wasserman, dem Lynchs erstes Filmwerk gut gefallen hatte, entstand der vierminütige Kurzfilm The Alphabet (1968). Bushnell Keeler, der Vater seines High School-Freundes, machte ihn daraufhin auf ein Stipendium des American Film Institutes (AFI) aufmerksam. Lynch schickte dem Institut seinen Kurzfilm und ein fertiges Drehbuch. Er bekam das mit 5.000 US-Dollar dotierte Stipendium, um sein Projekt mit dem Titel The Grandmother zu realisieren. Dieser halbstündige Film lief auf diversen Filmfestivals, wurde zu einem großen Erfolg und war de facto Lynchs Eintrittskarte für das neue Center for Advanced Film Studies des AFI in Los Angeles. Zusammen mit seiner Familie und seinen Freunden Alan Splet und Jack Fisk zog er deshalb 1970 nach Los Angeles um, wo seine wirkliche künstlerische Laufbahn begann. Seitdem lebt und arbeitet Lynch dort:

„Was ich an dieser Stadt wirklich mag: wenn man ab und zu herumfährt – vor allem abends. Es weht der Wind der großen Zeit des Silver Screen […] Es ist wirklich wichtig sich aufzuhalten, wo man sich zu Hause fühlt. Ich bin hier nicht groß geworden, aber ich lebe hier länger als an jedem anderen Ort. Und ich genieße es, die Vergangenheit zu spüren. Eine traumhafte Kinovergangenheit.“

Im Juli 2005 gründete Lynch die Stiftung David Lynch Foundation for Consciousness Based Education and World Peace (DLF), die sich um die Einrichtung von Meditationsprogrammen in Schulen kümmert, Stipendien zum Erlernen der Transzendentalen Meditation (TM) vergibt und ein auf Bewusstseinsbildung gegründetes Bildungs- und Erziehungswesens fördert. Bereits 1992 hatte er die Produktionsfirma Asymmetrical Productions gegründet. Sie hat ihren Sitz in Los Angeles, das Logo stammt von Lynch selbst.
Lynch trennte sich 1974 von seiner ersten Frau Peggy. Drei Jahre später heiratete er Mary Fisk, die Schwester seines Freundes Jack. Gemeinsam haben sie einen Sohn namens Austin. 1987 wurde die Ehe geschieden. Von 1986 bis 1990 war Lynch mit der Schauspielerin Isabella Rossellini liiert. 2006 nahm er seine langjährige Cutterin und Produzentin Mary Sweeney zur Frau, reichte aber bereits einen Monat später die Scheidung ein. Aus dieser 1991 begonnenen Beziehung stammt sein zweiter Sohn Riley. 2009 heiratete er die Schauspielerin Emily Stofle. Am 28. August 2012 kam Lynchs zweite Tochter Lula Boginia zur Welt.

Lynchs Werk ist ungewöhnlich breit und umfasst ebenso gut wie den Film die Malerei, die Musik, die Fotografie, die Lithografie sowie die Gestaltung von Räumen, Möbeln oder auch Weinflaschen. Dabei vermag es Lynch in jedem künstlerischen Bereich seine persönliche Vision umzusetzen, eine rätselhafte, suggestive Atmosphäre: „Als Regisseur hält er damit die Interpreten bis heute in Atem. Als Musiker übersetzt er seine Bilderwelten geschickt ins akustische Medium. Als Designer schließlich lädt er […] dazu ein, zu Akteuren in einer lynchschen Originalkulisse zu werden.“ Der Kunsthistoriker Thomas W. Gaehtgens sieht ebenfalls eine Kontinuität und Gemeinsamkeit in Lynchs filmischen, malerischen und musikalischen Werk: „Alle diese Tätigkeiten sind Lynch gleich wichtig und in gewisser Weise kongruent. Sie alle beruhen auf dem von ihm verfolgten Thema, den menschlichen Verhaltensweisen als Spiegelung seelischer Vorgänge nachzuspüren.“
Im Folgenden wird Lynchs Werk in Bezug auf dessen Form und Inhalt betrachtet, der Schwerpunkt liegt dabei auf seiner filmischen Arbeit. Der Filmwissenschaftler Georg Seeßlen definiert Lynchs eigen erschaffene Filmwelt als „Lynchville“, in der Popkultur wird Lynchs Filmsprache auch als „lynchean“ oder „lynchesk“ umschrieben.

Einflüsse
David Lynchs Werk ist vor allem durch Maler beeinflusst worden. Er selbst nennt Edward Hopper, Francis Bacon und Henri Rousseau als die wichtigsten Vorbilder. Hopper hat ihn durch sein Thema der Einsamkeit geprägt, Bacon durch seine Bilder, die Deformationen des Fleisches zeigen, und Henri Rousseau durch sein Motiv des Geheimnisses. Des Weiteren nennt Lynch Ed Kienholz, Lucian Freud und David Hockney als verehrte und inspirierende Künstler.
Aus der Filmgeschichte haben ihn vor allem Jacques Tati und Federico Fellini beeinflusst. Lynch erwähnt darüber hinaus Ingmar Bergman, Werner Herzog, Stanley Kubrick, Alfred Hitchcock und Billy Wilder als Vorbilder. Zu seinen Lieblingsfilmen zählen Der Zauberer von Oz (1939), Sunset Boulevard (1950) und Lolita (1962).
Des Weiteren hat die Lektüre von Franz Kafka Lynch tief geprägt. Lange Zeit wollte er auch dessen Novelle Die Verwandlung (1915) verfilmen.„Der eine Künstler, bei dem ich wirklich das Gefühl habe, er könnte mein Bruder sein [...] ist Franz Kafka. Auf den stehe ich wirklich sehr. Einige Sachen zählen zum absolut Aufregendsten, was ich überhaupt gelesen habe”, so Lynch.
Quelle: wikipedia.org