Anton Günther Biographie Biographie

Anton Günther wurde am 5. Juni 1876 als Sohn des Musterzeichners Johann Günther und dessen Frau Elisabeth geb. Lorenz im Haus Nr. 113 in Gottesgab geboren und am 11. Juni 1876 getauft. Sein einziger Taufpate war der gleichnamige Großvater aus Sankt Joachimsthal. Anton Günther verbrachte seine Kindheit in Gottesgab (tschech. Boží Dar). Da sein Vater („Toler-Hans“ genannt) durch Musizieren Geld zu seinem kargen Gehalt dazuverdiente, wurde auch Anton Günther schon früh an Gesang und Liedgut seiner Heimat herangeführt. Seine Schulbildung erhielt er in der Bürgerschule in St. Joachimsthal. Anton Günther war eines von sieben Kindern. Als er 12 Jahre alt war, starb seine Mutter. Der Vater heiratete erneut und es kam 1891 ein weiterer Sohn Namens Hans († 1982 in Dellach/Österreich) hinzu.
Nach seiner Lehre beim Lithografen Ed. Schmidt in Buchholz arbeitete er in Prag ab 1895 an der Hoflithographie-Anstalt A. Haase, wo er als natur- und heimatverbundener junger Mann Heimweh bekam. Mit anderen Gottesgabern und böhmischen Erzgebirgern, die wie er in Prag lebten, traf er sich regelmäßig zum „Guttsgewer Obnd“ (Gottesgaber Abend). Für eines dieser Prager Treffen, bei dem auch zur Gitarre Lieder aus der Heimat gesungen wurden, verfasste Anton Günther 1895 eines seiner bekanntesten Lieder, „Drham is' drham“ (Daheim ist daheim). Die große Resonanz auf dieses Lied veranlasste ihn zu einer neuen Idee. Statt den Text zum Weitergeben und um ihn in die Heimat zu schicken immer wieder abzuschreiben, zeichnete er ihn 1895 auf Lithographie-Stein und ließ ihn als Postkarte drucken.
Nach sechs Jahren in Prag kehrte Günther 1901 nach dem Tod seines Vaters in sein Elternhaus in Gottesgab zurück und musste sich um seine Familie und vor allem die Geschwister kümmern. Die geerbte kleine Landwirtschaft reichte nicht zum Unterhalt. Darum ergänzte Anton Günther seine Einkünfte ähnlich wie sein Vater mit Auftritten als Sänger und Musiker, wurde „Toler-Hans-Tonl“ genannt. Außerdem verkaufte er seine Liedpostkarten im Selbstverlag, was zuvor schon ab 1897 in dem seines Vaters geschah.
1908 heiratete Anton Günther Marie Zettl (1886–1958), die Tochter des beim Keilberghausbau federführenden Zimmermanns in seinem Heimatort Gottesgab. Der Ehe entstammen drei in Gottesgab geborene Kinder, die Töchter Maria und Irmgard und ihr älterer Bruder Erwin (1909–1974), ein späterer Mundartsprecher.
Das Erzgebirge wurde damals zunehmend beliebt als Bergbau-, Urlaubs- und Kurregion. Gaststätten und Vereine luden Günther zu Unterhaltungsabenden für Einheimische und Gäste vor allem ins sächsische Erzgebirge ein (Fichtelberg, Neues Haus in Oberwiesenthal, Dreckschänke im böhmischen Breitenbach). Der Erfolg war groß. Einen nicht unwesentlichen Teil der Einnahmen brachte Günther 1911 in eine Stiftung ein, die Kranke, Alte und Arme in seinem Heimatort unterstützte und an seinem Erfolg teilhaben ließ. Sie hieß Tolerhans-Tonl-Stiftung.
Den Ersten Weltkrieg erlebte Anton Günther als Soldat an der serbischen Front von Anfang an. Durch eine Verletzung am Fuß verbrachte er einige Zeit in einem Lazarett in Komotau. Anschließend wurde er zum Kriegshilfsdienst abkommandiert. Im Herbst des Jahres 1918 kehrte Günther nach Gottesgab zurück. Einer seiner Brüder, Julius, überlebte den Krieg nicht, und Anton Günther unterstützte die Familie seines Bruders.
Ein Ergebnis des Ersten Weltkrieges war die Entstehung der Tschechoslowakei, deren Innenpolitik die nationalen Minderheiten, darunter die Sudetendeutschen, benachteiligte. Dies belastete den heimatverbundenen Künstler sehr und wurde auch Gegenstand seiner Lieder. Schon 1908 hatte er auf die sich schon damals abzeichnenden nationalen Spannungen mit dem Liedtext „Deitsch on frei wolln mer sei!“ geantwortet.
Auch nach dem Krieg blieb der Sänger und Unterhalter Anton Günther beliebt, ebenso seine Lieder. Es gab Engagements in Berlin, Wien und Dresden. Sehr erfolgreich waren Schellack-Schallplatten mit Aufnahmen des Sängers Anton Günther, der sich selbst mit der Gitarre begleitete.
Eine besondere Würdigung seines Schaffens zu Lebzeiten erfuhr er am 5. Juni 1936 zu seinem 60. Geburtstag. Höhepunkt war die Einweihung des noch heute erhaltenen Gedenksteins auf dem Marktplatz von Gottesgab. In dieser Zeit ließ sich der Volkssänger von den aufstrebenden deutschen Nationalsozialisten und der NSDAP trotz deren Werben nicht vereinnahmen, was ihm vor allem wegen einiger durchaus vorhandener ideologischer Gemeinsamkeiten schwergefallen sein dürfte. Günther wurde vielleicht auch deshalb zunehmend schwermütig. Am 29. April 1937 nahm er sich das Leben. Sein Grab ist im Gegensatz zu denen vieler anderer ehemaliger deutscher Einwohner in Boží Dar (Gottesgab) erhalten geblieben, sein Geburtshaus („Vaterhaus“) ist eingefallen und in seinem stark veränderten Wohnhaus ist heute ein Prager Skiverein ansässig - eine Gedenktafel erinnert jedoch. Günthers Familie wurde nach Kriegsende 1945 als Deutsch-Böhmen vertrieben, ließ fast alles zurück - auch Noten und Zeichnungen - und siedelte sich im nahen Oberwiesenthal an. Dort starb seine Frau Maria 1958, ohne jemals wieder nach Gottesgab gekommen zu sein. Sohn Erwin Günther war während der Vertreibung im Kriegsdienst, trat später in die Fußstapfen seines Vaters und wurde Mundartsprecher im Volkskunst-Ensemble „Heiteres Erzgebirge“ um Joachim Süß und die Geschwister Caldarelli. Er war maßgeblich an der Zusammenstellung des Lebenswerkes seines Vaters beteiligt, das Gerhard Heilfurth 1937 herausgab. Erwin Günther lebte von 1956 bis zu seinem Tod 1974 in Olbernhau.
Quelle: wikipedia.org